Ein Longboard (übersetzt: Langbrett) ist im Prinzip lediglich eine längere Variante eines Skateboards und liegt aktuell wieder voll im Trend. In der Regel sind Longboards zwischen 90 und 150 cm lang, können jedoch auch eine Länge bis zu 210 cm erreichen.
Fälschlicher Weise glauben viele, dass das Longboard die Weiterentwicklung des klassischen Skateboards sei. Die Wahrheit ist jedoch, dass Longboards die Vorläufer waren.
Die ersten Boards entstanden aus einer Idee von Surfern, welche ihrer Sportart auch außerhalb des Wassers nachgehen wollten. Also schraubten sie Rollen unter ihre Surfbretter, um somit auch auf dem Asphalt „wellenreiten“ zu können.
So erlebte das Longboard seinen ersten Boom, der jedoch allmählich abflaute und schließlich durch das kleinere und wendigere Skateboard nahezu komplett ersetzt wurde. Erst vor wenigen Jahren wurde dieser Trend jedoch wiederentdeckt und erfreut sich heute steigender Beliebtheit bei jung und alt.
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Was ist der Unterschied zwischen einem Longboard und einem Skateboard?
Wie man bereits auf den ersten Blick schon erkennen kann, sind Longboards um einiges länger als Skateboards.
Während Skateboards überwiegend für Tricks und Jumps eingesetzt werden, eignen sich Longboards besonders für längere Fahrten, da sie um einiges spurstabiler sind. Sie besitzen größere und weichere Reifen und auch der Achsabstand (auch Wheelbase genannt) ist erweitert. So ausgestattet bietet ein Longboard mehr Grip und eine verbesserte Fahrstabilität, wodurch auch ein höhere Geschwindigkeit erreicht wird, was gerade Geschwindigkeitsfanatiker an diesem Board so schätzen.
Gerade diese Vorzüge machen aus dem Longboard auch das ideale Einsteigergerät, da es nicht ganz so wackelig ist wie das kleinere Skateboard.
Longboards im Detail
Das sogenannte Deck (also das Brett) eines Longboards besteht meist aus 7 bis 9 Lagen bzw. Schichten, welche in der Regel aus kanadischem Ahorn oder Bambus bestehen – oftmals bildet Mahagoni Holz die letzte Schicht. Dieses Holz wird letztendlich mit einem Gemisch aus Epoxydharz und Fiberglas beschichtet und mit einer angerauten Oberfläche (für den Grip auf dem Board) versehen. Aber auch weichere Holzarten wie z. B. Esche kommt nicht selten – gerade bei Slalomboards oder Flexlongboards – zum Einsatz.
Je nachdem, aus welcher Holzart ein Longboard besteht, kann man schon mal grob auf die jeweilige Fahreigenschaften schließen. Boards mit weichem Holz bieten eine bessere Flex und erlauben dadurch meist einen engeren Kurvenradius als eines mit härterem Holz. Letzteres weist dagegen eine höhere Stabilität auf, was – je nach Shape (Form) – sich besser zum Cruisen und Downhill eignet.
Die Unterseite ist häufig mit einem extravaganten Motiv verziert, was oftmals auch selbst kreiert werden kann.
An den Achsen (auch Trucks genannt) sind die Rollen, die aus relativ weichem Polyurethan bestehen, montiert. Auch diese gibt es in den unterschiedlichsten Größen und Härtegraden.
Im allgemeinen gibt es heute zahlreiche verschiedene Varianten eines Longboards, die den unterschiedlichsten Fahrstilen angepasst sind. Ob in der Optik, Bauweise, Größe oder Gewicht – nichts ist starr festgelegt, wodurch jeder Typ von Fahrer sein ideales Board, das für seine Bedürfnissen zugeschnitten ist, bekommen kann. Zudem lässt sich ein Longboard auch jederzeit durch Veränderungen an den jeweiligen Komponenten – auch in Nachhinein – individuell an die derzeitigen Bedürfnisse anpassen.
Das richtige Deck
Die meist aus Holz gefertigten Decks eines Longboards werden in Sachen Abmessungen (Länge und Breite) in Zoll angegeben. Wie lang und breit ein Deck idealerweise sein sollte, richtet sich hierbei nach dem jeweiligen Einsatzgebiet, aber auch nach der Größe der eigenen Füße, um letztendlich einen sicheren Stand auf dem Board zu gewährleisten.
Symmetrische und direktionale Decks
Während in der Regel symmetrische Formen bei Decks mehr auf Geschwindigkeiten ausgelegt sind, verwendet man direktionale Decks vorzugsweise fürs Cruisen und Carven.
Symmetrische Decks: Hier verteilt sich die Flex eher gleichmäßig. Zudem können diese in beide Richtungen gesteuert werden, da beide Enden flach und identisch sind.
Direktionale Decks: Diese besitzen meist nur vorn eine schmale Nase, wodurch sie nur in eine Richtung gefahren werden können. Das andere Ende ist hier breit gebaut, oftmals auch mit Kicktail versehen.
Flex
Als Flex bezeichnet man die sogenannte „Flexibilität“, also die Biegefähigkeit eines Decks bzw. Brettes. Die unterschiedlichen Flex-Grade werden bei einem Longboard durch die Anzahl der Lagen (Schichten) eines Decks bestimmt. Um nun für sich den richtigen Flex-Grad zu bestimmen orientiert man sich an seinem Körpergewicht.
Flex-Grad
Stufe 1: 9 Lagen – für hohes Körpergewicht
Stufe 2: 8 Lagen – für mittleres Körpergewicht
Stufe 3: 7 Lagen – für geringes Körpergewicht
>> zu den verschiedenen Longboard Decks
Longboards und die verschiedenen Fahrstile und Einsatzbereiche
Bevor man sich ein Longboard zulegt muss man erst mal wissen, welchen Stil man eigentlich fahren möchte. Gerade beim Longboarden gibt es unterschiedliche Fahrstile und je nachdem benötigt man hierfür ein bestimmtes bzw. abgestimmtes Board.
Übersicht der verschiedenen Fahrstile
Downhill: Wie der Name bereits verrät, geht es beim Downhill um Geschwindigkeit. Ausgeübt wird dieser Fahrstil meist auf abgelegenen asphaltierten Bergstraßen, wo der Fahrer mit einem entsprechenden Downhill Longboard schnell unvorstellbar hohe Geschwindigkeiten (mehr als 100 km/h) und das in kürzester Zeit erreichen kann. Diese Boards nehmen nicht nur bergab schnell an Fahrt auf, sondern bieten bereits beim Pushen extreme Beschleunigungen.
>> zu den speziellen Downhill Boards
Freeriding: Beim Freeriden geht es ähnlich wie beim Downhill auch um Speed. Allerdings ist es hier nicht das Ziel am schnellsten unten anzukommen, sondern es geht vielmehr darum, wie man die Abfahrt bewältigt. Dabei gilt es, in die zu bewältigende Strecke so viele coole Moves und Tricks mit einzubauen wie möglich. Zusammengefasst stellt Freeriding eine Mischung aus Geschwindigkeit und Kreativität dar, welche verschiedene Fahrtechniken miteinander vereint.
>> zu den speziellen Freeride Boards
Dancing: Entsprungen ist dieses Dancing aus dem Boardwalking (bestimmte Technik im Wellenreiten). Hier vollführen sogenannte Dancer diverse Tricks auf dem Longboard, indem sie während der Fahrt z.B. auf dem Board laufen und drehende Bewegungen ausführen, was schließlich sehr einen Tanz ähnelt.
>> zu den speziellen Dancing Boards
Cruisen: Beim Cruisen handelt es sich schlicht und einfach um entspanntes und gemütliches Fahren auf dem Longboard.
>> zu den speziellen Cruiser Boards
Sliden: Das sogenannte Sliden erfolgt (bei Bergabfahrten) mittels Gewichtsverlagerung an steilen Kurven. Hierbei steht nicht die Geschwindigkeit im Vordergrund, sondern das kontrollierte Wegrutschen des Boardes – vergleichbar mit einem Auto-Drift. Erreicht wird dieses, indem der Boarder sich während der Kurvenfahrt zur Seite lehnt und die Hand zur Unterstützung dabei auf dem Boden schleifen lässt (Spezialhandschuhe erforderlich).
Carven: Beim Carven wird mittels enger Kurven („Turns“) versucht, das Tempo auf abgelegenen Strecken zu kontrollieren bzw. zu regulieren. Das Carven erfolgt jedoch – im Gegensatz zum Sliden – ohne Wegrutschen des Boardes. Die Kurven werden in sauberen Linien genommen.
>> zu den speziellen Carver Boards
Long Distance Pumping: Der Ausdauer-Fahrstil LDP (Long Distance Pumping) beschreibt das Zurücklegen von größeren Entfernungen auf ebener Strecke, ohne dabei zu pushen (mit dem Fuß am Boden anzutreiben). Erreicht wird dies, durch die Übertragung von dynamischen Körperbewegungen (slalom– oder schlangenartige Bewegung) auf die Achsen des Brettes. Durch diese Technik lassen sich sogar leichte Steigungen bewältigen.
Freestyle: Beim Longboard Freestyle werden die verschiedensten Fahrtechniken miteinander kombiniert. Das Ganze ähnelt dem Skateboarden recht stark, wo Tricks und Stunts ausgeführt werden.
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Hippie Jump: Beim „Hippie Jump“ handelt es sich eher um eine Disziplin. Hierbei muss der Boarder während der Fahrt über eine Stange springen und letztendlich wieder sauber auf seinem Board landen. Der aktuelle Weltrekord liegt hier bei 1,51 Meter – aufgestellt von Steffen Köster.
Longboard-Rollen
Auch bei den Rollen ist die Auswahl riesig. Es gibt sie nicht nur in unterschiedlichen Größen (Durchmesser und Breite), sondern auch in den verschiedensten Härtegraden.
Absolut entscheidend für die Auswahl der richtigen Longboard-Rollen ist hier der jeweilige Einsatzbereich!
Härtegrade
Generell wird der Härtegrad der Rollen mit der Einheit A angegeben. Ausschluss über weich oder hart bestimmen dabei die Ziffern davor. Dabei gilt, je niedriger der Wert desto weicher die Rollen. Beispiel: Während die ab 73 A-Rolle als sehr weich eingestuft werden, sind Rollen bis zu 105 A extrem hart. In der Regel liegen jedoch die gängigsten Härtegrade bei Longboard-Rollen zwischen 78 A und 90 A.
In Sachen Härtegrad gilt: Je weicher die Rollen sind, desto mehr Grip und Laufruhe (bessere Absorbierung von Bodenunebenheiten) besitzen sie. Das bedeutet, sie brechen in den Kurven nicht so schnell bzw. so einfach aus, wodurch sie zum Sliden jedoch weniger gut geeignet sind. Auch nutzen sich (wie auch bei Autoreifen) die weicheren Reifen schneller ab und rauben durch ihre höhere Reibung auch mehr Speed.
Mit entsprechend härteren Rollen gelingt das Sliden deutlich besser und man ist zudem auch schneller unterwegs. Mit ihnen werden zwar Unebenheiten weniger gut gedämpft, dafür halten sie aber entsprechend länger.
Als Faustregel gilt: Je schwerer man ist, desto härtere Rollen benötigt man bzw. können eingesetzt werden.
Tipp: Longboard Rollen mit mittlerem Grip, also nicht zu hart oder zu weich, könnte man durchaus auch als Allround-Rollen bezeichnen. Mit ihnen lassen sich Longboards vielseitiger einsetzen – natürlich nur bis zu einem gewissen Grad.
Größe der Rollen
Auch die Größe der Rollen ist bei einem Longboard entscheidend. Grundsätzlich gilt hier: Je größer die Rollen desto schneller kann man fahren. Die Standardgrößen sind 70 – 75 mm.
Auch lässt sich sagen, dass große Rollen – mit einem Durchmesser über 70 mm – für mehr Stabilität (ruhigerer Lauf) sorgen, wogegen kleinere Rollen besser zu kontrollieren sind, jedoch die Kugellager schneller erhitzen.
Tipp: Wer ein wendiges Board haben möchte, setzt auf kleinere Rollen in Verbindung mit entsprechend kleinen Achsen.
Achtung: Bei zu groß gewählten Rollen kann es schnell zum Kontakt von Rollen und Deck kommen.
Hier kann sich der Einsatz von Flat Pads lohnen. Diese werden zwischen Achse und Deck montiert und erhöhen so den Abstand zwischen Rolle und Deck.
Lip
Der sogenannte Lip bezeichnet den Rand einer Rolle. Dieser unterscheidet sich zwischen eckigen und abgerundeten Kanten, welcher ebenfalls Einfluss auf das Fahrverhalten hat.
Rollen mit eckigen Lips: Verleihen dem Board mehr Grip, wodurch enge Kurven besser gemeistert werden können.
Rollen mit abgerundeten Lips: Bieten dem Board weniger Grip, wodurch es in Kurven mehr zum Ausbrechen neigt und somit das Sliden begünstigt.
Hub
Der Hub gibt die Position des Kerns in der Rolle an und ist ebenfalls ein Faktor, der sich auf das Fahrverhalten eines Longboards auswirkt.
Die verschiedenen Typen:
Centerset: Kern sitzt in der Mitte der Rolle
Offset: Kern leicht nach innen versetzt, was zu einem asymmetrischen Lagersitz in der Rolle führt
Sideset: Kern sitzt direkt an der Innenseite der Rolle
Rollenbreite
Um einem Longboard mehr Grip und Laufruhe zu verleihen, setzt man auf breitere Rollen, wogegen schmalere Rollen fürs Sliden besser geeignet sind.
Übersicht:
Cruisen: Härtegrad: 75 – 85A – kleiner bis mittlerer Durchmesser (ca. 70 mm), abgerundete Kanten, Offsethub
Carven: Härtegrad: 85 – 90A – kleiner bis mittlerer Durchmesser (ca. 70 mm), abgerundete Kanten, Offsethub
Slalom: Härtegrad gem. Gewicht – breit, kleiner Durchmesser, abgerundete Kanten, Offsethub
Downhill: Härtegrad: 85 – 90A – breit, großer Durchmesser, eckige Kanten, Centerset- oder Offsethub
Freeride: Härtegrad: 80 – 85A – breit, großer Durchmesser, abgerundete Kanten, Centerset- oder Offsethub
Sliden: Härtegrad: ab 90A – schmal, kleiner Durchmesser, abgerundete Kanten, Sidesethub
>> zu den verschiedenen Longboard Rollen
Die Kugellager von einem Longboard
Bei Longboards dienen die Kugellager (auch Bearings genannt) zur Lagerung der Achse in der Rolle.
Bei der Wahl der Kugellager sollte man unbedingt auf Qualität achten und lieber ein paar Euros mehr hinlegen. Ein gutes Longboard Kugellager ist meist schon an einem Rollenkäfig (hält die Kugeln in der Bahn) zu erkennen. Aber auch eine Schmutzabdeckung sollte ein gutes Lager besitzen, da hier das Eindringen von Staub und Kieselsteinchen verhindert wird, was letztendlich schnell zur Zerstörung eines Kugellagers führt.
Verwendete Materialien bei Kugellager:
Stahl: einfachste und günstige Variante eines Kugellagers – geringe Qualität
Stahl-Keramik-Mischung: zählt zur mittleren Klasse – mittlere Qualität
Keramik: stellt die hochwertigste und teuerste Variante dar – hohe Qualität
ABEC Skala bei Kugellager
Die ABEC Skala (Annular Bearing Engineering Committee) gibt lediglich die Fertigungstoleranzklasse eines Lagers an und wird oft überbewertet.
>> zu den verschiedenen Longboard Kugellagern
Longboard-Achsen
Auch die richtige Wahl der Achsen an einem Longboard ist entscheidend. Hier sollte man unbedingt auf die Qualität der Lenkgummis (Bushings) achten, die es in verschiedenen Formen und Härten gibt und die einen starken Einfluss auf das Lenkverhalten der Achse haben. Sogenannte Washer (Metallplättchen die auf den Bushings liegen) nehmen ebenfalls Einfluss auf das Lenkverhalten und der Stabilität der Achsen.
Washern gibt es in zwei Varianten:
Flatwasher (flache Scheiben) – diese bewirken, dass die Achse deutlich mehr in die Lenkbewegung eintaucht (Lean).
Cupwasher (Scheiben mit Kranz) – verleihen der Achse mehr Stabilität.
Ebenso muss die Breite der Achsen auf das Board abgestimmt sein, um einen Wheelbites (Kontakt zwischen Rollen und Brett) zu vermeiden.
Achsenmontage:
Bei der Achsenmontage am Longboard gibt es zwei grundlegende Möglichkeiten:
Top-Mount: Hier befestigt man die Achsen von unten (wie bei einem Skateboard). Dadurch liegt das Longboard höher, wodurch man mehr Kontrolle über die Achsen erhält.
Drop-Through: Ist die Bezeichnung, wenn die Achsen von oben befestigt werden. Somit liegt das Longboard tiefer, was mehr Stabilität mit sich bringt und wodurch höhere Geschwindigkeiten erreicht werden können.
>> zu den verschiedenen Longboard Achsen
Longboarden
Beim Longboarden handelt es sich nicht nur um einen Sport – es ist vielmehr eine echte Philosophie – ein Gefühl, dass das gesamtes Leben verändern kann. Wer einmal der Faszination „Longboard“ verfallen ist, wird es meist nie wieder los. Dabei fängt die Infizierung immer auf die gleiche, harmlose Weise an – mit einem einzelnen Abstoßen vom Boden…
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- Gender: Unisex
- Timpen, Gordon A. (Autor)
- 144 Seiten - 08.04.2013 (Veröffentlichungsdatum) - Delius Klasing (Herausgeber)
- Lenz, Alexander (Autor)
- 336 Seiten - 17.03.2016 (Veröffentlichungsdatum) - Ministry of Stoke (Herausgeber)
- Korte, Simon (Autor)
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